Der vogelfreundliche Garten

Gärten eröffnen viele Möglichkeiten, Lebensräume für die einheimische Pflanzen- und Tierwelt zu schaffen. Dieses Merkblatt von der Vogelwarte.ch, gibt Ihnen Tipps, wie Sie Ihren Garten zum Lebensraum für Vögel aufwerten können.

Eine naturnahe Gestaltung und Pflege unserer Gärten kann die Lebensbedingungen für Vögel erheblich verbessern. Wenn Sie einheimische Wildstauden und Sträucher pflanzen, ihnen Zeit geben, Samen und Früchte zu entwickeln, und mehr Toleranz gegenüber “Unordnung” im Garten aufbringen, bieten Sie den Vögeln vielfältige Nahrungsquellen. In dichten und dornigen Sträuchern, Bäumen und begrünten Fassaden finden die Vögel ferner Nistplätze. Auch uns Menschen tut die Vielfalt gut, und wir werden mit schönen Begegnungen belohnt. Warum also sollten wir der Natur nicht mehr Raum geben?

Grundsätze

Folgende Grundsätze gelten in einem vogelfreundlichen Garten:

  • Förderung einheimischer Pflanzen
  • Anlegen einer Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen
  • Verzicht auf chemische Hilfsmittel
  • Keine Verwendung von Torf
  • fachgerechte, naturschonende Pflege
Der naturnahe Garten

Vielfalt heisst das Zauberwort. Im naturnahen Garten werden je nach vorhandenen Platz- und Standortverhältnissen möglichst viele unterschiedliche Lebensräume geschaffen:

  • Blumenwiese
  • artenreiche Trocken- oder Feuchtwiese
  • Gebüschgruppe, Hecke mit Dorn- und Beerensträuchern
  • einheimische Kletterpflanzen an Hausfassade und Pergola
  • Hochstamm-Obstbäume
  • Blumenbeete mit Wildstauden
  • Tümpel und Teiche
  • Sand-, Kies- und Steinhaufen
  • Asthaufen
  • Trockenmauer
  • Komposthaufen
  • begrünte Zäune
Vom konventionellen zum vogelfreundlichen Garten

Für die Umwandlung vom konventionellen zum naturnahen Garten brauchen Sie nicht gleich den Bagger zu bestellen. Auch kleine Schritte führen zum Erfolg: Verwenden Sie nur noch Wildstauden fürs Blumenbeet und ändern Sie die Pflege, indem Sie z.B. Teile der Wiese nur noch einmal im Jahr mähen. Häufig sind bestehende Strukturen ökologisch wertvoll und deshalb erhaltenswert, z.B.:

  • Ältere Bäume und alte einheimische Sträucher mit abgestorbenen Ästen oder Baumhöhlen (Entwicklungsraum für totholzbewohnende Insektenarten)
  • verwilderte Ecken mit einheimischen Stauden, z.B. Brennnesseln (einzige Futterpflanze für die Raupen des Tagpfauenauges und des Kleinen Fuchses)
  • Gartenmäuerchen (Schlupflöcher für Eidechsen)
  • dichte einheimische Dornsträucher und Kletterpflanzen wie Rosen, Efeu, Jelängerjelieber, Clematis, Hopfen, Glyzinien (Brutorte für Singvögel)
  • Vernässende Stellen, bereits bestehende Teiche oder Kleinbassins (Badestellen für Vögel, Entwicklungsgewässer für Libellen, Molche und andere Wasserlebewesen)
  • offene Erd-, Sand- oder Kiesplätze (Niststätten für bodenbewohnende Wildbienenarten).
Was lässt sich einfach umwandeln?

Von der Rabatte mit exotischen Sträuchern zur naturnahen Hecke

Entfernen Sie die Hälfte der Pflanzen. Bepflanzen Sie die Lücken mit einheimischen Sträuchern wie Heckenrose, Schwarzem Holunder, Kornelkirsche oder Traubenkirsche. Damit sich ein ökologisch wertvoller Übergang zwischen Gehölz und Rasen ausbilden kann, wird die direkt an die Hecke angrenzende Wiese auf einer Breite von 0.5-3 m nur noch einmal im Jahr gemäht. Tun Sie dies im Spätsommer/Herbst in zwei Arbeitsgängen und mähen Sie insgesamt jeweils nur die Hälfte der Fläche. Lassen Sie die andere Hälfte als Rückzugsgebiet stehen und mähen Sie diesen Teil erst im nächsten Spätsommer/Herbst. Führen Sie das Schnittgut ab.

Vom gepflegten Rasen zur blumenreichen Wiese

Düngen Sie den Rasen nicht mehr, aber mähen Sie ihn während 1-2 Jahren regelmässig alle 4-6 Wochen und führen Sie das Schnittgut ab. Dann ist der Boden genügend ausgemagert für eine Blumenwiesenansaat. Nur sehr fette, vorher regelmässig gedüngte Böden muss man länger ausmagern oder gar mit Sand anreichern. Brechen Sie den Boden zur Vorbereitung der Ansaat ab Mitte März bei möglichst trockenen Bodenbedingungen mit einer Bodenfräse um (auch streifenförmige Teilflächen können genügen). Wiederholen Sie diesen Vorgang zweimal im Abstand von jeweils 2-3 Wochen, um so ein möglichst unkrautfreies Saatbeet zu erhalten. Säen Sie zwischen Mitte April und Mitte Juni auf ein möglichst feines Saatbeet. Verwenden Sie eine Mischung aus einheimischen Gräsern und Wiesenblumen, wie sie bei anerkannten Saatgutfirmen erhältlich ist. Überdecken Sie das Saatgut nicht mit Erde, walzen oder drücken Sie es allenfalls leicht an. Falls trotz der Saatbeetvorbereitung der Unkrautdruck gross ist, zögern Sie nicht zu mähen (Schnitte hoch führen, nicht mit dem tief eingestellten Rasenmäher!). Jäten Sie nicht, stechen Sie nur allenfalls aufkommende Blacken und Ackerdisteln aus. Im ersten Jahr wird der Pflanzenbestand oft locker und die Blütenpracht dürftig bleiben – haben Sie Geduld! Mit der Zeit entsteht eine bunte Wiese. Halten Sie diese in den häufig begangenen Bereichen kurz und mähen Sie die übrigen Teilflächen nur noch 2 mal pro Jahr.

Von der aufwändigen Blumenrabatte zur pflegeleichten Rabatte mit Wildstauden
  • Ein- bis mehrjährige Blütenstauden gibt es auch in der Natur; häufig sind es die Wildformen der gezüchteten Blumenpflanzen.
  • Fürs humose Blumenbeet sind unter anderen folgende Pflanzen geeignet: Bunte Kronwicke, Kornrade, Frauenmantel, Geissbart, Schmalblättriges Weidenröschen, Schöllkraut, Wasserdost, Klatschmohn und Lerchensporn.
  • Für ein eher kiesig-sandiges Beet eignen sich z.B. folgende Wildstauden: Natternkopf, Wegwarte, Königskerze, Thymian, Färberkamille und Wilde Möhre.
  • Die Samen der Wildstauden werden im Herbst oder im Frühjahr ins Beet eingesät. Saatgut und Setzlinge sind in Wildstaudengärtnereien erhältlich. Kontaktadressen finden Sie am Ende des Merkblattes.
Neue Vielfalt durch Nischen und Kleinlebensräume

Durchlässige Beläge

Auf Kiesflächen oder anderen durchlässigen Belägen kann das Regenwasser an Ort und Stelle im Boden versickern und wird nicht in die Kanalisation geführt. Besonders für die grosse Fläche eines Parkplatzes ist der Kiesbelag eine grosse Entlastung der Kanalisation. Aber auch Gartenwege und Sitzplätze lassen sich sehr schön mit Kies gestalten. Wo Kiesflächen nicht häufig begangen werden, wachsen sie zu. Rechen Sie daher diese Bereiche gelegentlich.

Kompost

Am besten legen Sie Ihren Komposthaufen an einem Schattenplatz an, da die zersetzenden Organismen lichtscheu sind und der Kompost weniger austrocknet. Schliessen Sie den Kompost nicht luftdicht ab, da sonst statt des Zersetzungs- ein Verfaulungsprozess einsetzt.

Im Winter bietet der Kompost Unterschlupf für zahlreiche Lebewesen, z. B. für Blindschleichen oder die Larven des metallisch grün glänzenden Rosenkäfers.

Trockenmauer

Eine Trockenmauer sollte nicht mit Beton stabilisiert und ihre Fugen sollten nicht ausgemörtelt werden. Nur so können sich Solitärbienen, Eidechsen und andere einheimische Nischenbewohner ansiedeln. Trockenheitsliebende Pflanzen werden die unvermörtelten Fugen bewachsen.

Tümpel

Gibt es in Ihrem Garten einen Bereich, der ständig etwas feucht ist, so ist die Anlage eines Tümpels relativ einfach (Tümpel sind Gewässer, die nur zeitweise Wasser führen). Vertiefen Sie die Mulde um ca. 30 cm und drücken Sie den Boden an. Schon haben Sie eine temporäre Wassertränke für Vögel!

Kletterpflanzen

Kletterpflanzen brauchen wenig Platz und bringen reiches Grün. Sie haben nicht nur einen Nutzen für Wildtiere, sind pflegeleicht und robust, sondern verbessern auch das Stadtklima: Grossflächig begrünte Wände verdunsten laufend Wasser und kühlen die Umgebung. Staub bleibt auf den Blättern hängen und die Luft wird sauberer.

Kletterpflanzen sind leider mit dem Vorurteil behaftet, sie würden der Fassade schaden. Dies trifft nur auf Efeu zu, und nur dann, wenn die Fassade Risse hat.

Begrünte Zäune

Sie hätten gerne eine Wildhecke, aber Ihr Garten ist zu klein? Lassen Sie am Zaun oder an einer Holzwand Kletterpflanzen wachsen. Dafür eignen sich vor allem das Windende Geissblatt oder Efeu. Schön ist auch eine Kombination mit der Waldrebe. Mit sonnigen und schattigen Krautsäumen, einzelnen Sträuchern und Lesesteinhaufen können Sie die Zaunbereiche als wertvolle Kleinlebensräume für Igel, Eidechsen oder Blindschleichen aufwerten. Lassen Sie den untersten Bereich von Zäunen bis in eine Höhe von 15 cm frei, damit sie für Kleintiere kein Hindernis darstellen.

Weidenzäune

Aus Weidenruten, die schon früher als günstiges Baumaterial sehr beliebt waren, lassen sich wunderschöne Zäune, Pergolen und Gartenhäuschen flechten. Mit der Zeit treiben die Ruten Wurzeln und begrünen sich wieder.

Sandbadestellen für Vögel

Füllen Sie eine 5-10 cm tiefe Mulde mit Sand. Achten Sie darauf, dass darunter kein nährstoffreicher Humus ist, da der Sand sonst sehr schnell überwachsen wird.

Alt- und Totholz

Falls Sie einen grossen Garten mit Baumbestand haben und einer der Bäume abstirbt, können Sie grosse Äste, die herabbrechen könnten, heraussägen, den Rest des Baumes aber stehen lassen. Falls Sie einen Baum fällen müssen, ist es wertvoll, ein möglichst grosses Stammstück stehen zu lassen. Eventuell besteht auch die Möglichkeit, Kronen- oder Stammteile eines gefällten Baums als dekorative Elemente bzw. Sitzgelegenheiten an geeigneter Stelle zu platzieren. In den Altholzteilen werden sich holzzersetzende Insekten ansiedeln, welche wiederum Spechten als Nahrung dienen. Nicht gebrauchtes, unbehandeltes Holz kann man an einem sonnigen Platz aufstapeln und der natürlichen Zersetzung überlassen. Solche Holzstapel sind ein Paradies für viele Insektenarten und Pilze und ein sicherer Unterschlupf für Kleintiere, z.B. überwinternde Fledermäuse.

Nisthilfen für Vögel oder Insekten

„Möblieren“ sie Ihren Garten mit Nisthilfen! An einem Meisenkasten können Kinder am Brutgeschäft der Vögel teilhaben und an einem Insektenhotel lässt sich das hochinteressante Leben unserer einheimischen Wildbienen beobachten. Wenn Sie mehr wissen wollen, besuchen Sie die im Anhang aufgeführten Internetseiten!

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